21
Nikolai stützte sich an der Bettkante ab, verkrallte seine freie Hand im Leintuch und hielt sich daran fest wie an einem Spannseil, als Renata weitertrank. Sie trank so von ihm, wie sie auch alles andere tat: mit furchtloser Kraft und leidenschaftlicher Überzeugung. Keine tastende Vorsicht in ihren jadegrünen Augen, keine Unsicherheit in ihrem starken Griff, mit dem sie sich an seinem Arm festhielt. Und jeder Zug, den ihr Mund aus seiner offenen Vene tat, jedes zielstrebige, schmeichelnde Lecken ihrer Zunge auf seiner Haut erregte ihn stärker als alles, was er je gespürt hatte.
Bei allem, was Renata sich in den Kopf gesetzt hatte, war sie jemand, mit dem man rechnen musste. Sie war so ganz anders als jede andere Frau, die Niko je gekannt hatte - in vieler Hinsicht anders, und sie war ebenso ein Krieger wie jeder einzelne Stammesvampir, der mit ihm im Orden diente.
Sie hatte das Herz eines Kriegers, das Ehrgefühl eines Kriegers und eine felsenfeste Entschlossenheit, die seinen ganzen Respekt verlangte. Renata hatte ihm das Leben gerettet, und dafür stand er tief in ihrer Schuld. Aber, zur Hölle … was hier gerade mit ihnen beiden passierte, hatte mit Verpflichtung so gar nichts zu tun.
Sie begann, ihm etwas zu bedeuten - mehr, als er zugeben wollte, sogar sich selbst gegenüber.
Und er wollte sie. Himmel und wie. Sein Begehren wurde noch verstärkt durch das sinnliche Saugen ihres Mundes, der da an seiner Vene arbeitete, und ihren schlanken Körper, der mit hitzigen Zuckungen auf diese außerirdische, blutige Fütterung seiner uneingeweihten Zellen reagierte.
Renata stöhnte, ein kehliges, erregtes Schnurren, als sie sich auf der Matratze näher zu ihm hinbewegte. Bei jedem rhythmischen Zucken ihres Körpers löste sich das Badetuch, das sie bedeckte, etwas mehr. Sie schien es gar nicht zu bemerken, oder es schien sie nicht zu stören, dass Nikolais bernsteinfarbener Blick ihren fast nackten Körper entlangwanderte. Ihre Schulterwunde sah schon besser aus.
Die Schwellung und Rötung waren bereits am Abklingen, und die fahle, kranke Blässe ihrer übrigen Haut wurde jede Minute rosiger. Renata wurde stärker, lebendiger und fordernder, ihr Fieber wich einer anderen Hitze.
Er hätte ihr wohl sagen sollen, dass Stammesblut mit seinen nährenden und heilenden Eigenschaften auch ein mächtiges Aphrodisiakum war. Er würde wohl im Griff haben, was vielleicht passierte, aber verdammt … nichts hatte ihn vorbereitet auf Renatas feuerflüssige Reaktion.
Denn jetzt, immer noch saugend, kletterte sie ganz auf ihn, griff mit einer Hand hinauf und befreite seine geballte Faust von dem zerknüllten Leintuch. Sie führte seine Finger unter die Falten ihres Badetuchs zu ihren Brüsten. Er konnte nicht widerstehen, mit einem Daumenballen über eine aufgerichtete Brustwarze zu streichen, und dann über die andere. Ihr Atem beschleunigte sich, als er ihre warme, zarte Haut streichelte, das harte Pochen ihres Herzschlags schlug gegen seine Hand, als sie sie ungeduldig tiefer zog … über die weiche Ebene ihres Bauches zu der seidigen Höhle zwischen ihren Schenkeln.
Sie war nass und heiß, die Spalte ihres Geschlechts wie warmer, nasser Satin, als er mit einem Finger daran entlang glitt. Sie klammerte ihre Schenkel um ihn und hielt ihn dort.
Als ob er vorhätte, ihr seine Hand zu entziehen. Sie nahm einen weiteren Zug von seinem Handgelenk, saugte so stark, dass er es bis in die Hoden spürte. Er schloss fest die Augen, ließ den Kopf nach hinten fallen und zischte ein langsames, wortloses Stöhnen, die Sehnen in seinem Hals wie Kabel gespannt. Sein Schwanz war steinhart und stand zwischen seinen Beinen stramm. Noch eine Minute dieser Qualen, und er würde in seiner geborgten Trainingshose kommen.
„Verdammt“, fauchte er und zog die Hand aus der süßen Versuchung ihres erregten Körpers. Langsam senkte er das Kinn und sah sie an. Als er seine Lider hob, badete eine Hitze seiner transformierten Iriskreise Renata in einem bernsteinfarbenen Lichtschein. Sie war herrlich nackt, saß vor ihm wie eine dunkle Göttin, ihre Lippen um sein Handgelenk geschlossen, die hellen Augen verhangen, und starrte unerschrocken zu ihm auf.
„Schluss jetzt“, murmelte er rau, die Worte undeutlich durch seine Fangzähne. Er keuchte, rang um Atem, jedes Nervenende stand unter Strom. „Wir müssen aufhören …
Himmel … hören wir sofort auf damit.“
Sie stöhnte protestierend, aber Nikolai entzog ihr sehr sanft sein Handgelenk und hob die beiden Bisswunden an den Mund, fuhr mit der Zunge darüber und versiegelte sie.
Mit verhangenen, hungrigen Augen sah sie ihm zu, wie er über die Stelle leckte, wo ihr Mund gewesen war, und ihre eigene Zungenspitze schoss heraus und benetzte ihre Lippen. „Was passiert mit mir?“, fragte sie und fuhr sich mit den Händen über die Brüste, ihr Rücken dehnte und streckte sich mit katzenhafter Grazie. „Was hast du … mit mir gemacht? Mein Gott … ich verbrenne.“
„Das ist die Blutsverbindung“, sagte er, kaum noch in der Lage, einen vollständigen Satz zu bilden, so sehr pulsierten seine Sinne vor Verlangen nach dieser Frau. „Ich hätte dich warnen sollen … tut mir leid.“
Er begann, von ihr abzurücken, aber sie packte seine Hand und hielt sie fest. Schüttelte beinahe unmerklich den Kopf. Ihr Brustkorb hob und senkte sich heftig, und der verhangene Blick, mit dem sie ihn ansah, wirkte alles andere als entrüstet.
Obwohl er wusste, dass er diese Situation nicht zu seinem Vorteil ausnutzen sollte, hob Nikolai die Hand und streichelte ihre geröteten, erhitzten Wangen.
Renata stöhnte, als seine Berührung verweilte, drehte ihm das Gesicht zu, so dass es ganz in seiner Handfläche lag. „Ist es … ist es immer so, wenn du eine Frau von dir trinken lässt?“
Er schüttelte den Kopf. „Weiß ich nicht. Du bist die Erste.“
Sie sah mit leicht gerunzelter Stirn zu ihm auf. Hinter der Lust, die sein Blut in ihr entfacht hatte, bemerkte er, dass sie überrascht war. Ein leiser Aufschrei entwich ihren Lippen, und dann bewegte sie sich ohne Zögern auf ihn zu und nahm sein Gesicht in ihre Hände.
Sie küsste ihn, lang, hart und tief.
„Berühr mich, Nikolai“, murmelte sie an seinem Mund.
Der drängende Druck ihrer Lippen auf den seinen war ebenso fordernd wie ihre Zunge, die gegen seine Zähne stieß.
Niko fuhr mit seinen Händen überall über ihre nackte Haut, parierte jeden Stoß ihrer Zunge, sein Körper war so hungrig wie ihrer. Und er konnte sich nicht vormachen, dass sein wildes Begehren nur die natürliche Reaktion auf die Blutsverbindung war. Sein Hunger nach Renata war etwas völlig anderes; wenn auch genauso verzehrend.
Gierig griff er wieder hinunter in die Zuflucht ihres Geschlechts. Dieses Mal konnte er sie nicht spielerisch berühren, nicht, wenn ihr Duft ihn völlig berauschte und die erhitzte Seide ihrer Mitte ihn verrückt machte. Er streichelte ihre nassen Falten und spreizte sie mit den Fingern, sie sie sich für ihn öffnete wie eine Blume. Sie bäumte sich ihm entgegen, als er zuerst mit einem, dann einem weiteren Finger in sie eindrang. Er füllte sie aus, genoss die Enge ihres Körpers, die leisen Kontraktionen ihrer Scheidenmuskeln, als er sie auf den Höhepunkt zutrieb.
Er war so vertieft in ihre Lust, dass er kaum bemerkte, wie ihre Hände sich bewegten, bis sie an der Kordel seiner Trainingshose zerrte. Er zischte, als sie unter den Hosenbund fuhr und seinen steifen Schwanz fand. Sie nahm seine Eichel in die Hand, benetzte ihre Finger mit dem feuchten Tropfen, der darauf perlte, und quälte ihn dann mit langsamem, rhythmischem Streicheln ihrer Hand, den ganzen Schaft entlang.
„Du willst mich auch“, sagte sie, nicht wirklich eine Frage, da die Antwort doch buchstäblich auf der Hand lag.
„Oh ja“, murmelte Niko sicherheitshalber. „Himmel, ja … ich will dich, Renata.“
Sie lächelte hungrig und stieß ihn rückwärts aufs Bett.
Zentimeterweise zog sie ihm die Hose von den Hüften, aber sie schafften es nur bis zu den Knien. Seine gewaltige Erektion sprang hervor wie ein stolzer Soldat, und Nikolai sah bezaubert zu, wie Renate hinaufkletterte und sich auf ihn setzt. Er wusste ja schon, dass er von ihr weder Koketterie noch Zögern zu erwarten hatte. Sie war kühn, ließ sich von nichts aufhalten, und nie in seinem Leben war ihm etwas so recht gewesen. Ihre Augen unverwandt auf seinen, glitt Renata in einer langen, langsamen Bewegung auf seinen Schwanz herunter.
Herr im Himmel, sie fühlte sich einfach unglaublich an. So heiß und eng, so verdammt nass.
Er sagte sich, dass es nur das Nachbeben der Blutsverbindung war, dass sie so lüstern machte; dass sie so auf jeden Stammesvampir reagieren würde, der sie genährt hatte. Es war nur eine körperliche Reaktion, wie Zunder, der aufflammt, wenn man ihn zu nah an eine Flamme hält. Ihre intensive Reaktion auf ihn war wohl bestenfalls unterbewusst - sie war scharf, und er war eben gerade zur Hand, schlicht und einfach. Das war schon okay so. Es musste nichts Kompliziertes zwischen ihnen sein, und er war nicht so dumm, es komplizierter haben zu wollen.
Dieser Sex zwischen ihnen war nicht persönlich, und Niko sagte sich, dass er mit so was Erfahrung hatte.
Er sagte sich eine Menge Blödsinn, als er so dalag, stöhnend den Kopf zurücklegte und Renata sich alles nehmen ließ, was sie von ihm brauchte.
Renata hatte sich noch nie so lebendig gefühlt. Nikolais Blut war Feuer in ihren Sinnen, jeder Augenblick stürmte unendlich lebendiger auf sie ein. Die Wunde in ihrer Schulter tat ihr jetzt nicht mehr weh; ihr Verlangen nach Nikolai war alles, was sie spürte.
Er hielt ihre Hüften, als sie sich auf seinem Geschlecht pfählte, ihr Verstand verlor sich an seine sie ausfüllende Hitze und an die maskuline Schönheit seines riesenhaften Körpers, der sich in einem gemeinsamen Rhythmus mit dem ihren unter ihr bewegte. Durch den Nebel ihres Begehrens bewunderte sie die klar definierten Muskeln seiner Arme und seiner Brust, die sich ein einer Sinfonie von Stärke dehnten und zusammenzogen, ihre Macht umso atemberaubender durch die kunstvollen Farben und Muster seiner schillernden Dermaglyphen.
Selbst seine Fangzähne, die sie eigentlich erschrecken sollten, waren für sie auf einmal von tödlicher Schönheit. Ihre scharfen Spitzen glänzten bei jedem Atemzug, den er keuchend durch die Zähne sog. Das Blut, das sie von ihm genommen hatte, musste sie ein wenig verwirrt haben, denn irgendeine verborgene Seite von ihr wünschte sich, dass sich diese tödlichen Eckzähne an ihren Hals pressten und in ihr Fleisch schlugen, während sie ihn ritt.
Immer noch konnte sie sein Blut auf ihrer Zunge schmecken, süß, wild und dunkel, ein elektrisierendes Prickeln, das sich durch ihren ganzen Körper ausbreitete und sie von innen erleuchtete.
Sie wollte mehr von dieser Kraft, mehr von ihm …
Sie wollte ihn ganz, mit Haut und Haaren.
Renata vergrub die Finger in seinem mächtigen Bizeps und ritt ihn tiefer, härter, jagte dieses gefährliche Verlangen, das sein Blut in ihr entfesselt hatte. Er parierte jeden verzweifelten Stoß ihrer Hüften und hielt sie, als ein welterschütternder Orgasmus sie durchzuckte, eine Woge der Lust sie überrollte und sich mit einem wilden Aufschrei entlud, den sie nicht hätte zurückhalten können, selbst wenn ihr Leben davon abgehangen hätte. Diese Intensität war mehr, als sie ertragen konnte. Sie zitterte, erschüttert von der Wildheit ihrer Leidenschaft für ihn - eine Leidenschaft, gegen die sie sich so lange angstvoll gesträubt hatte.
Sie hatte keine Angst vor Nikolai.
Sie wollte ihn.
Vertraute ihm.
„Bist du okay?“, fragte er sie, kaum mehr als nur ein Knurren über seinen rhythmischen Stößen. „Hast du noch Schmerzen?“
Sie schüttelte den Kopf, unfähig zu sprechen, jedes Nervenende in ihrem Körper immer noch straff gespannt vor Begehren, vibrierend vor Empfindsamkeit.
„Gut“, murmelte er und legte ihr die Hand um den Nacken, um sie für einen Kuss an sich zu ziehen. Sein Mund war heiß auf ihrem, seine Fangzähne streiften ihre Lippen und Zunge. Er fühlte sich so gut an … schmeckte so gut.
Das Feuer in ihr, das sich mit ihrem Orgasmus etwas gelegt hatte, loderte nun wieder wild auf. Sie stöhnte, als sich das Begehren wieder in ihr erhob, bewegte die Hüften im Rhythmus des Hungers, der in ihrer Mitte pulsierte.
Nikolai ließ sie nicht lange warten. Er stieß weiter in sie, beschleunigte ihr Tempo, bis sie wieder kam, bis endlose Wellen der Lust sie überrollten. Dann übernahm er die Initiative, stieß in sie und zog sich zurück, und jeder Stoß schien einen tieferen Ort in ihr zu berühren, um dann noch tiefer zu gehen. Er kam mit einem heiseren Aufschrei, sein Rücken bäumte sich unter ihr auf, sein Becken zuckte von der Intensität seiner Entladung. Renatas Höhepunkt folgte seinem nur wenig später, so intensiv, dass sie sich völlig darin auflöste. Danach lag sie zitternd und erschöpft in seinen Armen.
Und immer noch wollte sie mehr.
Sie wollte mehr, selbst nach dem nächsten Orgasmus und wieder dem nächsten. Selbst dann noch, als sie und Nikolai beide schweißüberströmt und verausgabt waren, hungerte sie noch immer nach mehr.
Edgar Fabien fühlte, wie sich sechs scharfe, prüfende Augenpaare auf ihn richteten, als ihm sein Sekretär eine dringende Nachricht ins Ohr flüsterte. Eine Störung zu dieser Stunde - mit solch wichtigen Gäste wie diesen hochrangigen Stammesfunktionären, die auf seine besondere Einladung aus den Staaten und anderswo nach Montreal gekommen waren - schrie geradezu nach schlechten Neuigkeiten. Und so war es, wenn auch Fabien sich äußerlich nichts anmerken ließ.
Die versammelten Männer hatten einander diskret gemustert, als sie an diesem Abend nach und nach angekommen waren, allesamt in Edgar Fabiens Dunklen Hafen bestellt, von wo aus man sie zu einer exklusiven Zusammenkunft an einen anderen Ort bringen würde. Um ihre Anonymität zu wahren, war die Gruppe angewiesen worden, schwarze Kapuzenmasken zu tragen und sie nicht abzulegen. Man hatte ihnen untersagt, einander persönliche Fragen zu stellen oder persönliche Angelegenheiten mit dem Stammesvampir zu besprechen, der dieses Treffen anberaumt und seine Bedingungen diktiert hatte. Dragos hatte deutlich gemacht, dass er heute mehr denn je nach Schwächen Ausschau hielt. Sollte man ihm nur den geringsten Grund dazu geben, würde er Fabien oder die anderen Leutnants, die in diesem Raum standen, der ruhmreichen Zukunft für unwürdig erklären, die er ihnen auf dieser förmlichen Versammlung enthüllen wollte.
Als der Sekretär den Rest seiner Mitteilung flüsterte, war Fabien froh über die dunkle Kapuze, die seine Reaktion vor den anderen verbarg. Er behielt seine lässige Haltung bei, völlig locker und entspannt, als man ihm sagte, dass einer seiner Lakaien aus der Stadt draußen wartete und unvorhergesehene, aber wichtige Neuigkeiten brachte, die keinen Aufschub duldeten. Neuigkeiten über einen Stammesvampir in Begleitung einer verletzen Frau, bei denen es sich der Beschreibung nach um niemand anderen handeln konnte als um das Paar, das aus der Hochsicherheitsklinik ausgebrochen war.
„Würden Sie mich bitte entschuldigen?", sagte Fabien, sein Lächeln war unter seiner Vermummung angespannt.
„Ich habe mich draußen um eine Kleinigkeit zu kümmern, es wird nur einen Augenblick dauern."
Ein paar dunkle Köpfe hoben sich, als sich Fabien umdrehte und den Raum verließ.
Sobald sich die Tür der Empfangshalle hinter ihnen geschlossen hatte und er und sein Sekretär einige Schritte den langen Gang hinuntergegangen waren, riss sich Fabien die Kapuze vom Kopf. „Wo ist er?"
„Er erwartet Sie in der vorderen Eingangshalle, Sir."
Fabien stürmte in die angegebene Richtung davon und zerknautschte die schwarze Kapuze in den Händen. Als er die Tür erreichte, eilte sein Sekretär an ihm vorbei, um sie für ihn aufzuhalten. Der Lakai lehnte an der Wand, völlig darin vertieft, sich die Fingernägel bis aufs Blut abzukauen, sein ungepflegtes, überlanges Haar hing ihm in die Augen.
Als er aufblickte und seinen Meister eintreten sah, wich die ekelhafte Trägheit des Mannes einem hündischen Diensteifer.
„Ich bringe Ihnen Neuigkeiten, Meister."
Fabien grunzte. „Das habe ich schon gehört. Rede, Curtis.
Erzähl mir, was du gesehen hast."
Der Lakai beschrieb, wie er vorhin zu seinem menschlichen Arbeitgeber gegangen war, um ihn etwas zu fragen - er leitete ein Obdachlosenasyl und hatte Curtis angestellt, um seine Computeranlage in Ordnung zu bringen -, und zufällig entdeckt hatte, dass sich der Vampirkrieger dort in der Einliegerwohnung über der Garage versteckt hielt. Curtis war es nicht gelungen, einen näheren Blick auf ihn zu erhaschen, aber er war nah genug herangekommen, um zu erkennen, dass der riesige Mann ein Stammesvampir war. Sein Verdacht hatte sich erst vor Kurzem bestätigt. Offenbar waren der Krieger und die Frau, die ihn begleitete, inzwischen miteinander intim geworden. Das Paar war zu beschäftigt gewesen, um ihn zu bemerken, als Curtis sich später wieder hinaufgeschlichen und sie durch das Fenster zusammen erspäht hatte.
Der Lakai hatte ziemlich lange zugeschaut und war in der Lage, eine äußerst detaillierte Beschreibung des Kriegers Nikolai und der Stammesgefährtin Renata zu liefern.
„Und du bist dir sicher, dass die beiden dich nicht bemerkt haben?", fragte Fabien.
Der Lakai kicherte. „Nein, Meister. Glauben Sie mir, die hatten nur Augen füreinander."
Fabien nickte und sah auf die Uhr. In einer knappen Stunde wurde es dunkel. Für diese Nacht hatte er bereits ein Agententeam für eine Säuberungsaktion eingeteilt.
Vielleicht sollte er eine zweite Einheit mit Curtis in die Stadt schicken. Schlimm genug, dass es dem Krieger gelungen war, aus der Hochsicherheitsklinik auszubrechen. Dragos hatte diese Nachricht alles andere als wohlwollend aufgenommen, aber der Patzer ließ sich wohl wiedergutmachen, wenn er ihm versichern konnte, dass man sich um den Krieger gekümmert hatte - schnell und endgültig.
Ja, dachte Fabien, als er nach dem Handy in seinem Jackett griff und die Nummer der Agentureinheit wählte, die ihm unterstand.
Heute Nacht würde er die Fehler der letzten Zeit aus der Welt schaffen, und wenn er Dragos auf der Versammlung Bericht erstattete, würde er auch gute Neuigkeiten für ihn haben. Und ein nettes kleines Geschenk, an dem sein neuer Oberbefehlshaber mit Sicherheit seine Freude haben würde.